Auf Fotos sehen wir meist glücklich aus, doch uns ist nicht immer zum Lachen zumute. Ich zum Beispiel würde mich als freundlichen und gutmütigen Menschen bezeichnen, der gern über süffisante Witze lacht. Und dennoch ertappe ich mich dabei, wie ich Leuten manchmal den Hals umdrehen möchte oder allein in meinem Zimmer weine. Meist schreibe ich dann, Gedichte oder Kurzgeschichten – das, was mir gerade so in den Sinn kommt.
So entstanden meine besten Geschichten.
Fakt ist: Ich bin am kreativsten, wenn ich traurig, am Boden zerstört oder vollkommen verzweifelt bin. Es ist ein schlechtes Gefühl, aber es motiviert mich zu den besten Vergleichen, herzzerreißendsten Beschreibungen und intensivsten Emotionen. Sie fließen förmlich aus meiner Seele, über meine Finger aufs Papier (oder die Festplatte). Andere haben diesen Kreativitätsschub, wenn sie verliebt sind.
So entstanden die besten Liebeslieder.
Wenn ich glücklich bin, zehre ich von diesen Momenten. Immerhin machen sie die besten Teile meiner Bücher aus. Und deshalb schreibe ich über seelisch verletzte Personen; Menschen, deren Motivation oft Rache ist; und Männer und Frauen, die versuchen ihre Liebsten zu retten. Weil ich diese Verletzungen erlebt habe. Weil ich diese Rachegedanken im wahren Leben nicht ausleben will. Weil ich meine Familie immer beschützen würde. Es ist authentisch und spiegelt meinen wahren Charakter wider.
Man merkt es Personen und vor allem Autoren an, wenn sie nicht authentisch sind oder ihnen etwas aufgezwungen wird – ob von ihnen selbst oder von anderen. Deshalb sollten wir uns auf unsere wahren Motive besinnen.
Ich bin ein glücklicher Mensch, weil ich manchmal ein trauriger Mensch bin.
Manchmal ziehe ich mich zurück, höre traurige Musik und begebe mich aktiv in eine melancholische Stimmung. Dann will ich nicht gestört werden, sondern ganz tief in mich hineinhören und spüren, was mir wirklich wichtig ist.
Wie schon die Band Emma6 in ihrem Lied „Ab und zu“ sang:
Wenn ich nicht ab und zu aus dem Fenster seh
Wenn ich nicht ab und zu Regentropfen zähl
Wenn ich nicht ab und zu neue Fragen stell
Dann fehlt
Dass ich ab und zu auch mal langsam lauf
Dass ich leise Tage für die Lauten brauch
Und dann – dann lache ich wieder.
Weil ich ein glücklicher Mensch bin, bin ich manchmal ein trauriger Mensch, um dann wieder glücklich zu sein. So ist der Kreislauf des Lebens.